Lebens-Balance Blog #6: "Schnell..."

„Kommst du schnell? Ich habe da eine Frage.“
„Ich gehe schnell noch was einkaufen.“
„Wir sind gestern Abend noch schnell was essen gegangen.“

Kennst du diese oder ähnliche Sätze? Erkennst du vielleicht sogar dich selber darin?


Unübertroffen finde ich diesen hier:
„Warte schnell!“ - Oft gehört von Müttern gegenüber ihren Kindern. Kinder, die ja so zeitlos unterwegs sind, werden durch „Erziehung“ im Laufe des Aufwachsens mehr oder weniger sanft an die Hektik, die in unserer Gesellschaft herrscht, herangeführt.

Unsere Sprache spiegelt unser Verhalten, unser Fühlen. Oder steuert sie unser Verhalten sogar? Je unbewusster wir sprechen, desto mehr „tut es mit uns“.

Menschen hetzen von Termin zu Termin, von hier nach dort. Sogar die Freizeit ist durchgetaktet, damit auch dann möglichst viel erlebt, konsumiert werden kann.

Der Höhepunkt dieser Erlebnissucht wird im Urlaub erreicht: Reiseziele werden ausgesucht, die Genuss auf höchster Ebene in verschiedenen Hinsichten versprechen. Der Druck ist hoch - an sich selber und die Begleitung: Ferien müssen gut sein, müssen ein Erfolg sein, schliesslich will man dann später davon schwärmen. Wehe dem, der in den Ferien eine Ehekrise heraufbeschwört, weil es plötzlich doch schwieriger ist, so viel Zeit zusammen zu verbringen. Weil die/der andere vielleicht doch nicht dasselbe gern macht und dies plötzlich eskaliert.

Sind diese Urlaubstage dann vorbei, kehrt der Alltag rascher wieder ein, als einem lieb ist. Die Erholung ist innert Kürze vorbei, denn das Rad dreht nach dem Urlaub mindestens gleich schnell weiter wie vorher. Vielleicht wäre Erholung statt Leistung im nächsten Urlaub einen Versuch wert?

Einige Fragen zur Selbstreflexion:
  • Hast du deine Sprache, deine Wortwahl in Bezug auf das Wort „schnell“ schon mal beobachtet? Nein? Willst du es mal ein paar Tage versuchen? - Mach jedesmal beim Verwenden des Wortes „schnell“ einen Strich und beobachte, wie sich die Strichliste entwickelt.
  • Wie fühlt es sich an, wenn du einen beliebigen Satz in zwei Varianten vor dich hin sagst:

    1: „Ich gehe schnell einkaufen.“

    2: „Ich nehme mir jetzt Zeit und gehe gemütlich einkaufen.“
  • Bist du bereit, deine Haltung zum Tempo in deinem Leben anzuschauen und - falls ja - Schritt für Schritt zu ändern?
  • Wie sieht es mit dem obigen Punkt aus, wenn andere Menschen involviert sind? Bist du auch dann bereit für Änderungen?


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